Alles über und von der C1Rotax, vollgasfest?

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C1Au
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Rotax, vollgasfest?

Beitrag von C1Au » 28. Jun 2021, 07:34

Guten Morgen liebe C1-Gemeinde,

da ich ja täglich 125 km zu 90% auf der A9 rumgurke mache ich mir Gedanken,
wie vollgasfest und standfest der Motor bei vorgeschriebener Wartung ist.

Es gibt ja C1en, die über 100tkm kommen, das wäre natürlich auch mein Traum und in ca.
4 Jahren rutsch ich die auch runter, dann brauch ich nen neuen Motor? :)

Inwiefern verkürze ich durch vollgas, erst wenn der Motor warm ist, die Lebensdauer?
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Klosleeper
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Re: Rotax, vollgasfest?

Beitrag von Klosleeper » 28. Jun 2021, 09:37

Zuerst mal: der 125er ist ( wenn Ventilspiel richtig eingestellt ist) vollgasfest. Bin damals zum C1-Treffen nach Bad Aibling über 600km Autobahn nur Vollgas gefahren ohne Probleme und nur gehalten zum Tanken.

Der 200er traue ich das nicht zu. Die hat den gleichen Zylinderkopf samt Ventile und wird speziell an den Auslaßventilen extrem heiß. Da auf Dauer Vollgas könnte die Ventile wegschmelzen, was ja auch schon oft vorgekommen ist. Bei richtiger Ventileinstellung sind kurzzeitige Vollgasfahrten durchaus machbar, aber eben nicht dauerhaft empfehlenswert.
Fährt man den Motor permanent auf Dauerfeuer, geht das natürlich auch auf den Verschleiß. Solch ein Motor ist mit Sicherheit eher zu revidieren als ein geschonter Motor.
Da es bei der Frage um den Rotax-Motor geht, ist noch zu erwähnen, daß der C1 -Motor entgegen dem Leonardo-Motor wegen damals angestrebter Mehrleistung mit zwei Nockenwellen und 4 Ventilen ausgerüstet ist, was den Motor gegenüber dem Leonardo auch anfälliger macht. Höherer Kettenverschleiß, mehr bewegliche Teile und einzustellende Ventile erfordern natürlich auch höheren Wartungseinsatz (und Kosten). Wird der Motor aber regelmäßig gewartet , sind 100000 km kein Problem, wobei bei diesen Motoren meist das eine oder andere Bauteil inzwischen ausgetauscht wurde.
Ich sag es mal so:
Bekomme ich einen Motor mit 100000km, wird der komplett zerlegt und begutachtet. Das Mindeste, was der dann bekommt, sind neue Lagerschalen für die Kurbelwelle, einen neuen Kolbensamt Ringe, Steuerkette samt Führungsschienen, Wasserpumpe, Öldruckschalter, Ventilschaftdichtungen, Getriebelager und Dichtungen sowie sämtliche anderen Dichtungen. Alle anderen Dinge je nach Zustand. Das Ganze kann dann schnell teurer werden, als eine Ersatz-C1. Dann muß man überlegen:
Will man weiter C1 fahren und wenn ja, macht man sein Schätzchen wieder fit oder kauft man eine andere C1 und nimmt seine erste als Ersatzteilspender?
Oder man fährt den Motor, bis er verreckt und besorgt sich einen anderen Motor, wobei man da nie weiß, in welchem Zustand der dann ist.
Ein nicht begutachteter Motor käme bei mir nie rein ( habe schon etliche angeblich laufende Motoren gekauft, keiner war in Ordnung).
Ich hatte auch schon einige C1en hier, wo ich sagen muß, daß die in einem Zustand waren, wo ich nie einen vernünftigen Motor einbauen würde. Das wäre, als wenn man in einer Sandwüste Dünger vom Feinsten verstreuen würde. Da wäre dann zwar der Motor gut, aber der Rest nötigt einem permanent Arbeit und Investitionen ab.
Jonas68
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Re: Rotax, vollgasfest?

Beitrag von Jonas68 » 28. Jun 2021, 15:23

Hallo,
ich bin mit meinem C1/200 jetzt 119.000 km gefahren, davon 90% Autobahn auf dem Weg in die Arbeit. Mein Weg ist dabei rund 4 km Landstrasse, dann Autobahn 50 km Vollgas und dann 5 km Stadtverkehr.

Zu sagen dass die 200er nicht vollgasfest ist, ist in meinen Augen genauso falsch, wie andersrum. Du kannst dich auf jeden Fall von dem Gedanken verabschieden, den Motor 100.000 km zu fahren und dann einfach den nächsten Motor rein zu bauen.

100.000 km erreichst du nur, wenn der Motor laufend gewartet ist. Ich red hier nicht nur von Ölwechsel, sondern regelmäßige Zerlegung des Motors, Kontrolle aller Lager, rechtzeitiger Wechsel der Kurbelwelle und Kolbenringe etc.

Wenn du da nicht bereit bist, Geld und Zeit zu investieren, dann ist der C1 das falsche Gefährt. Und auch dann hat die Kiste noch jede Menge Tücken, wo selbst ein regelmäßiger Kundendienst nicht hilft, z.B. korrodierte Kontakte, Kabelbrüche an Steckern o.ä.
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Re: Rotax, vollgasfest?

Beitrag von C1Au » 29. Jun 2021, 06:07

Ihr macht mir ja Mut :)

Ok, Kundendienst ist klar, aber warum wechselt man zB eine Kurbelwelle?
Das höre ich das erste Mal bei einem Motor.

Alle wie viele Km zerlegt ihr euren Motor?
Was habt ihr dabei festgestellt?
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Re: Rotax, vollgasfest?

Beitrag von Klosleeper » 29. Jun 2021, 08:50

Bei den Kurbelwellen besteht das Pleuellager auch aus Halbschalen und diese verschleißen bzw. verrecken, wenn es zu Ölmangel kommt. Ölmangel ist keine Seltenheit bei der C1.
Da man die Kurbelwelle selbst nicht zerlegen kann und es über Fachbetriebe auch nicht lohnt, ist dann immer eine neue Kurbelwelle nötig. Bei guter Pflege halten diese aber auch über 100000km.
Die Kolbenringe übrigens in der Regel auch.
So wie die aussehen, sind es asymetrisch ballig geschliffene Stahlringe ( einer mit Phase). Hier liegt das Problem eher beim Kolben. Der Kolben ist aus Alu und da die Ringe im Betrieb twisten ( zusätzlich permanent auf und ab kippen) , weiten sich mit der Zeit die Nuten im Kolben. Das führt dazu, daß die Ringe irgendwann nicht mehr abdichten. Dann nur neue Ringe zu montieren bringt nichts.
Ich habe schon viele Dutzend C1-Motoren repariert und überholt verbrannte Ventile gab es nur bei den 200er. Die Ventile ( speziell Auslaß) werden im Betrieb locker 600-800 Grad heiß, also hellrotglühend. Können diese die Hitze nicht an die Ventilsitze und damit an den Zylinderkopf abgeben, fangen sie am Rand an wegzuschmelzen. Deshalb ist das Ventilspiel gerade bei den 200er enorm wichtig und sollte öfters kontrolliert werden.
Die hohe Hitzeentwicklung ist auch der Grund ,warum das Ventilspiel bei den Auslaßventilen höher sein muß als bei den Einlaßventilen.
Meine Motoren öffne ich nur, wenn ich das Gefühl habe, daß etwas nicht stimmt und das Problem auch zuordnen kann. Ansonsten nur normale Wartungsarbeiten oder Austausch bestimmter Teile nach Erfahrungswerten .Neue Lagerschalen, Kolben und Steuerketten samt Wasserpumpen haben sie aber alle schon bekommen.
Mein Rat:
Wer selbst nicht schraubt oder in der Lage ist ( dazu muß man neben den Fähigkeiten auch das entsprechende Werkzeug haben), sollte neben den regelmäßig durchgeführten Wartungsarbeiten irgendwann mal darüber nachdenken, den Motor komplett checken zu lassen ( also Komplettzerlegung) und ggfs. eine Generalüberholung durchführen zu lassen oder eben über einen Wechsel nachzudenken. Oder man fährt den Motor, bis er den Geist aufgibt.
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